In unserer Wohlstandsgesellschaft sind die allgemeinen Ansprüche stark gewachsen. Wir fordern einen hohen Lebensstandard, Gesundheit bis ins hohe Alter, Geschwindigkeit, Flexibilität, finanzielle Sicherhiet usw. Dafür nehmen wir einen immer größeren Verbrauch an nicht nachwachsenden Ressourcen, Ver-schmutzung der Umwelt und Anstieg der Treibhausemissionen in Kauf. Doch bei all diesen Bestrebungen wird oft ein wesentlicher Faktor übersehen. Der Faktor Zeit. Das Blickfeld war und ist noch immer auf den Augenblick gerichtet. Übersehen wird dabei jedoch, dass jeder Eingriff im Ökosystem Erde einen Bumerangeffekt bewirkt. Wenn auch nicht jeder Eingriff seine Wirkung sofort zeigt, so ist es doch gewiss, dass es nur eine Frage der Zeit ist. Die Folgen treffen dann nicht mehr die Verursacher, sondern deren Kinder und Enkelkinder. Oder anders ausgedrückt; unsere Gesellschaft lebt aus dem Kapital anstelle einem nachhaltigen Leben aus den Zinsen. Erst jüngst wurden weite Teile Europas vom Jahrhunderthochwasser heimgesucht. Alleine das Schadensausmaß der Zerstörungen ist das zweitgrößte nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg! Nicht das Einzelereignis, sondern die Häufung und Intensität von Klimakatastrophen zeugt vom bereits in Gang gesetzten Klimawandel. Nicht nur ein bereits erfolgter Temperaturanstieg von 0,6 - 1,0°C, sondern auch die Kette der weltweit zahllos erfolgten Wetterextreme, in der beinahe jährlich traurige Rekord erzielt werden. Wie hoch muss uns buchstäblich noch das Wasser stehen, bis wir erkennen und handeln?
Die Basis für energieeffizientes Bauen bildet die optimierte Gebäudehülle. Die Wärmeleitungsverluste des Hauses sind direkt proportional zur Grösse der Gebäudehülle. Je kleiner, schmaler oder verwinkelter ein Baukörper ist, desto grösser sind die Wärmeverluste bezogen auf die Nutzfläche. Oberste Grundsätze sind: Optimierung des ohnehin erforderlichen Wärmeverluste minimieren durch eine sehr gute Wärmedämmung, wärmebrückenfrei und luftdicht angebracht Passive solare Gewinne optimieren durch Superverglasungen welche im Winter die Sonne herein lassen, aber nur wenig Wärme wieder hinaus; im Sommer schützen sie jedoch vor der Hitze
Die 2000 Watt Gesellschaft, eine Vision?
Heute beträgt der weltweite CO2-Ausstoss vier Tonnen pro Person, insgesamt 24 Milliarden Tonnen. Dieser Ausstoss entspricht - basierend auf einer fossilen Energieversorgung - einer Dauerleistung von 1800 Watt je Person. Um den Klimawandel zu stoppen, muss der CO2-Ausstoss unter einer Tonne je Person liegen, was einer Leistung von lediglich 500 Watt gleichkommt.
Um Wohlstand und wirtschaftliches Wachstum zu ermöglichen sind jedoch rund 2000 Watt notwendig. Die Lücke von rund 1500 Watt pro Person lässt sich mit erneuerbaren Energien decken. Auf diesen Zahlen basiert die Vision der 2000-Watt-Gesellschaft. Zur Erreichung der 2000 Watt Gesellschaft im Sektor Hochbau und Wärme ist das Passivhaus unumgänglich. Es stellt einen absoluten Meilenstein für die Chance einer sofortigen Klimaschutzpolitik dar, da solche Gebäude ohne nennenswerte Mehrkosten 80% weniger Emissionen verursachen, als heute noch übliche Neubauten. Deshalb ist für uns die 2000 Watt Gesellschaft keine Vision. Die Technik ist vorhanden. Wir müssen sie nur einsetzen.
Nicht weil die Dinge unerreichbar sind, wagen wir sie nicht -
weil wir sie nicht wagen, bleiben sie unerreichbar.
Lucius Annaeus Seneca (ca. 4 v. Chr - 65 n. Chr.)
Die Wärmeverluste eines Gebäudes setzen sich aus den Verlusten über die Gebäudehülle sowie aus den Lüftungsverlusten zusammen. Durch den Einsatz einer Komfortlüftung mit effizienter Wärmerückgewinnung, können die Lüftungsverluste um ca. 75% reduziert werden. Auf der Basis einer optimierten Gebäudehülle und einer auch aus hygienischen Gründen einzubauenden Komfortlüftungsanlage, wie im Passivhaus, werden erneuerbare Energieerzeugungsysteme wieder interessant und sogar konkurrenzfähig. So kann der Wärmeerzeuger kleiner dimensioniert werden, oder im besten Falle kann sogar auf ein konventionelles Heizverteilsystem wie Fussbodenheizung oder Heizkörper verzichtet werden. Dabei wird die geringe Restwärme via Zuluft in die Räume eingebracht.